Blitzlicht Workforce Management
HERAUS-
FORDERUNGEN
FÜR DIE
UNTERNEHMEN
Für einen Großteil der Unternehmen wird es immer schwieriger, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu bewahren. Anlass zu Besorgnis geben sowohl die Menge und Disparität der aktuellen Herausforderungen als auch deren unverkennbare strategische Bedeutung für den langfristigen wirtschaftlichen Erfolg.
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DIGITALISIERUNG
„Das Internet ist für uns alle Neuland“ – mit diesem Satz amüsierte die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel 2013 im Gespräch mit Barack Obama vor allem die jüngere Generation. Leider hinkt Deutschlands Wirtschaft...
HINDERNISSE
BEI DER STELLENBESETZUNG
Vor der Corona-Pandemie war klar: Der Fachkräftemangel ist ein großer Bremsklotz für Unternehmen. Zweieinhalb Jahre später scheint die Viruswelle abzuflauen und es zeigt sich: Der...
FACHKRÄFTEMANGEL, WAS TUN, WENN ER BLEIBT?
Bleibt die Herausforderung auf Dauer bestehen oder wird sie eines Tages vorüber sein? Und was tun die Unternehmen, um ihre Personalplanung trotz widriger Umstände realisieren zu können?...
Nach ihrer eigenen Einschätzung sehen jeweils mehr als 70 Prozent der befragten Entscheiderinnen und Entscheider in sechs von elf vorgegebenen Wahlmöglichkeiten „eher große“, „große“ oder sogar „sehr große Herausforderungen“. Der Wirtschaft und dem öffentlichen Sektor besonders auf den Nägeln brennen die Themen Fachkräftemangel, Preisanstieg, Lieferkettenengpässe, Etablierung von Nachhaltigkeit, Klima-/Energiewende sowie die Folgen der Corona-Pandemie. Nur eine Minderheit der Befragten, je nach Thema acht bis zehn Prozent, zeigt sich gänzlich ungerührt von den vorgenannten Problemkreisen.
Auch die eher nachrangig genannten Herausforderungen (Digitalisierung/Automatisierung, demografischer Wandel, Modernisierung der IT, Globalisierung und Diversity) sind noch für die Hälfte bis gut zwei Drittel der Studienteilnehmer von großer Relevanz. Der Anteil derer, die darin keine Schwierigkeit erkennen, lässt darauf schließen, dass die Unternehmen auf manchen Themenfeldern schneller als auf anderen vorangekommen sind.
Herausforderungen für die Unternehmen
Basis: Alle Befragten (n=409)
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Wenig überraschend sind sich die Studienteilnehmer darin einig, dass der Mangel an Fachkräften das gegenwärtig größte Risiko für wirtschaftlichen Erfolg und Wachstum darstellt. Stärker noch als Dienstleistungsunternehmen (78 Prozent konstatieren eine große Herausforderung) und die Industrie (76 Prozent) muss sich der öffentliche Sektor anstrengen, um seine freien Stellen besetzen zu können. 86 Prozent der Befragten aus Bund, Ländern und Kommunen sowie öffentlichen Unternehmen setzen den Fachkräftemangel an die Spitze der Herausforderungen, mehr als zwei Drittel (68 Prozent) sehen darin sogar ein gravierendes Problem. Gerade einmal zwei von Hundert zählen sich zu den Glücklichen, deren Personalplanung mühelos umgesetzt werden kann.
Unter dem Fachkräftemangel leiden neben den öffentlichen Arbeitgebern vor allem Großunternehmen mit mehr als 5.000 Beschäftigten. Zwei Drittel (65 Prozent) der Befragten sehen hierin eine große oder sehr große Herausforderung – noch vor Engpässen in den Lieferketten und steigenden Preisen für Energie, Rohstoffe und (Vor-)Produkte. Unternehmen mit 1.000 bis 4.999 Mitarbeitenden machen hingegen außer dem Fachkräftemangel vor allem die Klima-/Energiewende und die Etablierung von Nachhaltigkeit zu schaffen. Auf den Plätzen zwei und drei im Herausforderungs-Ranking der kleineren Betriebe findet sich erwartungsgemäß der Preisanstieg für Energie, Rohstoffe und (Vor-)Produkte sowie Engpässe bei den Lieferketten.
Nur für eine einzige Befragtengruppe, den Einkauf, wird der Fachkräftemangel an der Spitze der betrieblichen Herausforderungen von steigenden Preisen, Lieferkettenengpässen und Digitalisierung/Automatisierung überboten.
DIGITALISIERUNG
„Das Internet ist für uns alle Neuland“ – mit diesem Satz amüsierte die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel 2013 im Gespräch mit Barack Obama vor allem die jüngere Generation. Leider hinkt Deutschlands Wirtschaft und Verwaltung noch immer weiten Teilen der Welt hinterher. Laut dem weltweiten IMD Digital Competitiveness Index steht die Bundesrepublik im Corona-Jahr 2021 unverändert auf dem 18. Platz, hinter Dänemark, Taiwan und Österreich. Dabei ist das Potenzial von Digitalisierung und Automatisierung riesig: Es verspricht Produktinnovationen, Umsatzsteigerungen, Zeitgewinn und deutlich mehr Effizienz.
Allerdings stellt die digitale Transformation Unternehmen und Mitarbeitende auch vor Herausforderungen. Die an unserer Studie teilnehmenden Unternehmen ordnen sie zwar erst auf Platz sieben ein und weisen ihr damit geringere Brisanz zu als beispielsweise dem Fachkräftemangel, Lieferkettenengpässen oder der Klima-/Energiewende. Dennoch stellt für mehr als zwei Drittel der Befragten (69 Prozent) die Digitalisierung weiterhin eine Herausforderung dar. Zwei von fünf Studienteilnehmern (39 Prozent) sehen den Hauptengpass in der Personalbeschaffung. Bei den Dienstleistern sind es sogar mit 45 Prozent fast die Hälfte. Möglicherweise liegt das daran, dass sie sich vergleichsweise schwertun, die Lücken mit externen Fachkräften zu schließen. Während zwei Drittel der Befragten aus der Industrie (67 Prozent) und dem öffentlichen Sektor (65 Prozent) verstärkt oder wenigstens vereinzelt externe Kräfte einsetzen, sind es im Bereich Dienstleistung gerade einmal 54 Prozent
Bedeutung der Digitalisierung/Automatisierung für die Unternehmen
Basis: Herausforderung Digitalisierung/Automatisierung – sehr groß bis eher groß (n=282)
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Deckung des Personalbedarfs durch interne oder externe Fachkräfte
Basis: Herausforderung Digitalisierung/Automatisierung – sehr groß bis eher groß (n=282)
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HINDERNISSE
BEI DER
STELLEN-
BESETZUNG
Vor der Corona-Pandemie war klar: Der Fachkräftemangel ist ein großer Bremsklotz für Unternehmen. Zweieinhalb Jahre später scheint die Viruswelle abzuflauen und es zeigt sich: Der Fachkräftemangel ist geblieben. In vielen Branchen werden händeringend Mitarbeitende gesucht. Doch oft bleiben die Stellen unbesetzt, weil es an qualifiziertem oder schlicht verfügbarem Personal mangelt. Noch vor dem Preisanstieg bei Rohstoffen, der Klima-/ Energiewende und den zum Zerreißen gespannten Lieferketten ist der Fachkräftemangel für Unternehmen aktuell die Herausforderung Nummer eins.
Die Gründe hierfür sind vielfältig. Eine grundsätzliche Ursache ist der demografische Wandel, der die Zahl der Nachwuchskräfte tendenziell zurückgehen lässt. Darüber hinaus von Bedeutung sind die Attraktivität des Berufsbildes und der Wunsch nach einer ausgewogenen Work-Life-Balance sowie Faktoren wie Gehalt, Arbeitszeiten, körperliche Belastung, Anerkennung in der Gesellschaft und, speziell für junge Beschäftigte wichtig, die Sinnhaftigkeit der eigenen Tätigkeit für die Gesellschaft oder Umwelt.
Unsere Studie bestätigt: Die Sicherstellung des Personalbedarfs ist längst zum kritischen Wettbewerbsfaktor geworden. Ohne geeignete Fachkräfte versiegen Wachstumsinitiativen und lassen sich Trends wie die Digitalisierung oder die Etablierung von Nachhaltigkeit nicht erfolgreich angehen. Ob aufgrund einer geringen Zahl von Bewerbungen (49 Prozent), des zunehmenden Bedarfs an Spezialwissen (44 Prozent) oder der sinkenden Verfügbarkeit von Nachwuchskräften (37 Prozent): Fast neun von zehn Studienteilnehmern sehen im Mangel an qualifizierten Fachkräften einen mehr (50 Prozent) oder weniger (39 Prozent) starken Faktor, der die Sicherstellung des Personalbedarfs bedroht.
Besonders hart betroffen ist der öffentliche Dienst. 93 Prozent der Studienteilnehmer von Bund, Ländern und Kommunen sowie öffentlichen Unternehmen sehen im Mangel an geeigneten Fachkräften den Haupt- oder einen weiteren Grund für ausbleibende Stellenbesetzungen. Allerdings sieht es bei den Dienstleistungsunternehmen mit 90 Prozent und in der Industrie mit 85 Prozent nicht viel besser aus. Erschwerend kommt hier der zunehmende Bedarf an Spezialwissen hinzu. 48 Prozent der Dienstleister und 42 Prozent aus der Industrie betrachten das als Nadelöhr bei der Besetzung freier Stellen.
Es wäre zu erwarten gewesen, dass die Herausforderung des demografischen Wandels der Industrie stärker zu schaffen macht als den Dienstleistungsunternehmen und dem öffentlichen Sektor. Unsere Studie zeigt jedoch das Gegenteil. Nur jede bzw. jeder dritte Befragte aus der Industrie (33 Prozent) und nur wenig mehr Dienstleister (38 Prozent) betrachten die alternde Belegschaft als stark limitierenden Faktor für die Sicherstellung des Personalbedarfs. Erstaunlicherweise bejahen das jedoch 44 Prozent der Teilnehmenden aus dem öffentlichen Sektor – zu dem sich Studien zufolge ein großer Teil der Schul- und Hochschulabsolventen hingezogen fühlt.
Dass die Personalplanung nicht aufgeht, muss allerdings nicht an einem Mangel an Bewerbern liegen. Nach Ansicht von 37 Prozent aller Studienteilnehmer (Industrie: 42 Prozent) krankt die Sicherstellung des Personalbedarfs an fehlenden Planungs- und Steuerungsressourcen in den Unternehmen. Und das kann dann doch wieder mit dem Fachkräftemangel zusammenhängen.
Limitierende Faktoren für die Sicherstellung des Personalbedarfs
Basis: Alle Befragten (n=409)
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FACHKRÄFTEMANGEL:
WAS TUN, WENN ER BLEIBT?
Eine geringe Zuwanderung von Hochqualifizierten, eine alternde Bevölkerung, ein stagnierendes Erwerbstätigenpotenzial und die anhaltenden Auswirkungen der Corona-Pandemie: Die Ursachen des Fachkräftemangels lassen sich durchaus benennen. Weshalb sich zwei Fragen aufdrängen. Erstens: Bleibt die Herausforderung auf Dauer bestehen oder wird sie eines Tages vorüber sein? Und zweitens: Was tun die Unternehmen – im besten Fall: bis dahin –, um ihre Personalplanung trotz widriger Umstände realisieren zu können?
Die Antwort der an der Studie Teilnehmenden ist eindeutig. Nur 13 Prozent der Befragten (Industrie: 20 Prozent) halten den Fachkräftemangel für (eher) vorübergehend. Aber mehr als dreimal so viele (40 Prozent) betrachten ihn als unbefristet und 46 Prozent als „eher“ dauerhaft.
Nach dem Grenzwertsatz der Statistik ist daraus zu schließen: Ad-hoc-Lösungen sollten allenfalls zur kurzfristigen Überbrückung von erfolgskritischen Personalengpässen erwogen werden. Auf lange Sicht kommen der integrierten HR-Strategie einschließlich des kreativen Sourcings und Recruitings sowie einem durchdachten Talent Management weit größere Bedeutung zu, als ihnen ohnehin beigemessen werden.
Die Unternehmen scheinen das verstanden zu haben. Denn mehr als die Hälfte (52 Prozent) will trotz der eher pessimistischen Haltung zum Fachkräftemangel als Hauptmaßnahme … mehr Mitarbeitende einstellen. Falls sich die Unternehmen fortan nicht mit ganzer Kraft auf ihre strategische Personalplanung und deren Umsetzung konzentrieren, dann wäre dies ein nicht auflösbarer Widerspruch. Nur 6 Prozent wollen den Fachkräftemangel mit dem Einsatz von externen Fachkräften lösen.
43 Prozent der Befragten setzen bei der Bewältigung des Fachkräftemangels vor allem auf die Bindung bestehender Mitarbeitenden. Wobei der öffentliche Sektor mit 51 Prozent diesem Instrument den Vorzug gibt gegenüber Neueinstellungen (43 Prozent). Dagegen dominiert die Stellenneubesetzung über den Arbeitsmarkt in der Industrie und im Dienstleistungsbereich.
Je größer das Unternehmen, desto eher fokussiert man sich auf Neueinstellungen und weniger auf Retention. Unternehmen ab 1.000 Mitarbeiter setzen nur zu etwa einem Drittel auf Mitarbeitendenbindung, aber zu rund 60 Prozent auf Neueinstellungen. Nur bei Unternehmen bis 500 Mitarbeitende steht die Bindung der Beschäftigten in höherer Gunst als die Stellenneubesetzung.
Je nach Profession der Befragten gehen sie unterschiedlich an die Aufgabe heran. Studienteilnehmer aus HR vertrauen stärker auf die Kraft der Mitarbeitendenbindung, während sich der Einkauf eher für Neueinstellungen ausspricht. Und je höher die Position in der Hierarchie, desto mehr wird auf den Arbeitsmarkt gesetzt. Direktoren und Bereichsleiter präferieren zu 56 Prozent die Neueinstellung und nur zu 40 Prozent die Bindung von Mitarbeitenden. Bei den Teamleitenden sinkt die Haltung pro Neueinstellung auf 48 Prozent.
Fachkräftemangel als dauerhaftes oder vorübergehendes Phänomen
Basis: Herausforderung Fachkräftemangel – sehr groß bis eher groß (n=321)
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